
Freediving
mit Jessea Lu
Eintauchen, Luft anhalten und minutenlang schwerelos durch Wasser gleiten - das ist Apnoetauchen. Als Jessea Lu den Sport für sich entdeckte, war sie überrascht, wie viele Erfahrungen er für sie bereithielt.

Jessea hat mit 30 das Freitauchen bzw. Apnoetauchen für sich entdeckt - und schnell einen Weltrekord sowie 37 nationale Rekorde aufgestellt. Neben ihrer Arbeit als Pharmakologin reist sie gerne - ihr nächstes Ziel: Südamerika.
Im Film sind wir sehr viel mit dir unter Wasser. Wieviel Zeit verbringst du dort durchschnittlich in der Woche?
Das variiert sehr von Jahr zu Jahr. Als ich 2012 nach Hawaii gezogen bin und mit Gerätetauchen angefangen habe, spürte ich spätestens am dritten Tag, dass ich wieder zurück ins Meer musste. Und nachdem ich dann 2014 das Freitauchen für mich entdeckt hatte, war ich fast jeden Tag im Meer. Ich mag es, mich selbst kennenzulernen, aber ich bin nicht nur deshalb immer wieder dorthin gegangen, sondern vor allem wegen der Community.

Weil du sagst, dass du dich selbst gerne kennenlernst - im Film heißt es an einer Stelle: "Das Meer ist wie ein Spiegel deiner Gefühle". Was hat Freitauchen bei dir in Gang gesetzt?
Eine innere Reise, für die ich sehr dankbar bin. Ich liebe das Freitauchen wegen der Menschen, aber mir war nicht bewusst, wie wichtig dieser Aspekt für mich ist. Obwohl großartige Leute um mich herum waren, konnte ich ihnen nicht wirklich vertrauen. Das lag an meinen Kindheitserfahrungen. Aber das habe ich erst später verstanden. Seitdem arbeite ich sehr daran, meine Glaubenssätze zu ändern und mich mit Menschen zu umgeben, die mich unterstützen und mein Fundament sind.
Du sagst im Film „Es gibt keine Angst, die man nicht umkehren kann." Was meinst du damit?
Zu Beginn des Freitauchens war die Angst da, keine Luft zu bekommen. Und dann lernt man diese Fähigkeit, damit umzugehen. Dann habe ich meine Angst vor Kälte überwunden und bin in die Antarktis gereist. Das Gleiche denke ich über meine Angst, Menschen zu vertrauen und langfristige stabile Beziehungen aufzubauen. Ich habe meine Angst schon einmal überwunden, ich kann das wieder. Freitauchen hat mir das gezeigt.

Welchen Tipp gibst du Menschen, die mit dem Freitauchen anfangen wollen?
Egal mit welchem Hintergrund man diesen Sport beginnt, am Ende bleiben alle an dem Gedanken hängen, dass man selbst wie Wasser sein sollte. Das heißt: weitergehen, flexibel bleiben und nicht so hart mit sich selbst sein. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Aber Freitauchen ist nicht nur eine körperliche Übung, sondern in erster Linie ein mentaler Sport. Du kannst mit einem bestimmten Gedanken im Kopf die Luft anhalten. Und je nach Gedanke können diese Tauchgänge, die unter exakt gleichen Bedingungen stattfinden, komplett verschiedene Erlebnisse sein! Und wenn man hier neugierig und mutig genug ist, seine eigenen Gedanken zu erforschen, ist es wie eine Goldmine.